Die Stadt Toronto in Kanada hat eine Vision für eine fußgängerfreundliche Stadt entwickelt. Folgende fünf Fragestellungen waren für einen Handlungsleitfaden für kommunale Fußverkehrsstrategien auch in Deutschland von Interesse:

Am Ende finden Sie die Quellenangabe.

Welches waren die zentralen Gründe und sind die Ziele für die Initiative?

Die Fußverkehrsstrategie Torontos ist eine Vision für eine lebenswertere, florierende und nachhaltige Großstadt. Es soll eine zeitgemäße und qualitativ hochwertige Umgebung für den Fußverkehr entstehen und gleichzeitig soll die Kultur des Zu-Fuß-Gehens weiterentwickelt und gefördert werden. Mittels einer Zusammenführung von bestehenden Grundsätzen, Richtlinien und Programmen mit neuen Initiativen, Leitbildern und Maßnahmen soll eine Revitalisierung des Fußverkehrs stattfinden. Ziel der Fußverkehrsstrategie ist es, Straßen und öffentliche Plätze für den Fußverkehr gerecht zu modernisieren, um somit das hohe Potenzial der Stadt nutzen zu können.(1)

Gründe für eine Planaufstellung lassen sich besonders im Gesundheitsbereich und der autogerechten Stadtgestaltung finden. Schätzungsweise sterben jedes Jahr ungefähr 1700 Menschen in Toronto an den Folgen von Smog-Belastung. Außerdem wird davon ausgegangen, dass die Hälfte der in Toronto lebenden Erwachsenen körperlich nicht aktiv genug sind, um ihren Stand der Gesundheit zu halten oder zu verbessern.(2) Nur 36% der Kinder und Jugendlichen gehen zu Fuß zur Schule. Dies ist eine dramatische Wendung, denn vor 30 Jahren waren es noch 80%. Immer weniger Menschen aller Altersgruppen bewegen sich ausreichend und somit steigt der Anteil der Fettleibigen, Herzkrankheiten, Diabetes und andere chronische Gesundheitsprobleme.(3)

Im Rahmen der Fußverkehrsstrategie wurden sechs langfristige Ziele definiert, die zu einer fußverkehrsfreundlichen Stadt führen sollen:

  1. Eine Kultur des Gehens soll in der gesamten Stadt unterstützt und gefördert werden.
  2. Jegliche Bürgersteige und sonstige Fußwege sollen eine klare, einfache und leicht zugängliche Navigation innerhalb der Stadt ermöglichen.
  3. Sowohl öffentliche als auch private Bauprojekte bieten Möglichkeiten, einen hochwertigen öffentlichen Raum für Fußgänger zu erzeugen.
  4. Hilfsmittel, die der Orientierung, Wegfindung oder Navigation dienen (wie Beschilderung, Leitsysteme und Karten), werden das Zu-Fuß-Gehen einfacher und angenehmer gestalten.
  5. Fußverkehrsbezogene Projekte und Vorhaben werden durch mehrere Beschlüsse und Behörden gesamtstädtisch koordiniert.
  6. Gegenden mit unzureichender Gestaltung des öffentlichen Raumes werden zu fußgängerfreundlichen Orten verändert, entwickelt und umgestaltet.(4)

Die Intention der Fußverkehrsstrategie ist es, Toronto in einen Ort für Fußgänger zu verändern, an dem Bewohner und Besucher sich als Teil einer Fußgängerkultur verstehen. Innerhalb Torontos sollen Straßen, Parks, öffentliche Orte und Stadtviertel zugänglich, sicher, lebendig und angenehm sein, sodass sich die Menschen häufiger dazu entscheiden zu Fuß zu gehen. Zudem sollen Fußgängern gute Anbindungen zum öffentlichen Verkehr, Radverkehr und anderen nachhaltigen Transportmitteln zur Verfügung gestellt werden. Essentieller Bestandteil ist das Ziel einer flächendeckenden Verteilung von Geschäften, Dienstleistungen und anderen zentralen Orten, um eine fußläufige Entfernung zu sichern. Durch die Erfahrungen, die zu Fuß gemacht werden, soll zudem eine engere Verbundenheit mit den Stadtteilen erzeugt werden.(5)

Die Fußverkehrsstrategie basiert auf folgenden Grundsätzen:

  • Allgemeine Zugänglichkeit: Alle öffentlichen und privaten Orte sollen barrierefrei sein
  • Sicherheit: Die Sicherheit der Fußgänger hat Vorrang vor allen anderen Verkehrsarten
  • Gestalterische Spitzenleistung: Eine hohe städtebauliche Qualität erzeugt positive Erfahrungen für alle.(6)

Wie sehen die konkreten Handlungsanweisungen aus?

Die Umsetzung der Fußverkehrsstrategie ist eng verbunden mit der Koordination der Behörden und Abteilungen der Stadtverwaltung. Diese müssen untereinander koordiniert und auf einander abgestimmt werden. Die Umsetzung der Strategie soll Teil von bestehenden Prozessen und Programmen sein, inklusive dem Bericht zur Stadtentwicklung, dem jährlichen Kapitalbericht und verschiedenen Stadtteil spezifischen Programmen.(7)

Die Umsetzungsstrategie für den jeweiligen Bereich der Stadt wird mit Hilfe von Detailplänen genau beschrieben und den jeweiligen Gegebenheiten angepasst. Die jährlichen Budgetpläne der Stadt ermöglichen es, für die Sicherheit und die Attraktivität von Fußwegen mehr Geld zu investieren. Vor allem geht es hierbei um Wege zur Erholung, entlang der wichtigsten Straßen, um Kreuzungssituationen und um Wege zu zentralen Orten und Haltepunkten des ÖV. Vor allem in wachsenden Gegenden Torontos und in der Innenstadt muss der Fußverkehr eine wichtige Rolle bei der Neugestaltung von Gebäuden einnehmen. Wichtig ist auch, dass die Eingänge einfach und leicht zugänglich gestaltet werden. Zudem ist die Beleuchtung der Fußwege ein sehr wichtiger Punkt für die Qualität der Fußverkehrsinfrastruktur.

Folgende Verbesserungen sollten durch die Neugestaltung eintreten:

  • eine bessere Straßenraumgestaltung, inklusive Baum- und Landschaftsgestaltung,
  • direkte Fußwege von zentralen Orten zu Haltepunkten des ÖV, zu wichtigen Orten im jeweiligen Stadtteil und dem unterirdischen PATH- System(8),
  • Aus- oder Umbau von Gebäudeeingängen oder anderen Zugängen, um den Fußverkehr zu priorisieren,
  • ein Wegerecht, das es Fußgängern erlaubt, über private Grundstücke zu laufen sowie
  • eine Gebäudegestaltung (Art und Maß), die sich positiv auf den Fußverkehr auswirkt.

Der Schwerpunkt der Fußverkehrsstrategie Torontos liegt in den verschiedenen Quartieren, da sich dort die Maßnahmen am konkretesten umsetzen lassen und die Menschen in ihrem eigenen Quartier Wege zu Fuß zurücklegen sollen. Nur so soll es ermöglicht werden, eine Kultur des Fußverkehrs in Toronto zu etablieren. Diese Maßnahmen sollen unter Berücksichtigung der Aspekte der Sauberkeit, Schönheit und der Gesundheit realisiert werden.

Der offizielle Plan Torontos sieht folgende Maßnahmen vor:

  • Verbesserungen an den Straßen begleitenden Fußwegen, einschließlich Straßenbäume, Beleuchtung und Straßenmobiliar,
  • koordinierte Landschaftsverbesserungen in schwachen Gegenden, um attraktive Wege von privaten zu öffentlichen Gebieten zu ermöglichen,
  • Schutz vor Wettereinflüssen durch Markisen und Vordächer,
  • Grünflächen in Entwicklungsstandorten,
  • grüne Raumkanten vor allem entlang von Parkplätzen, um diese visuell zu verdecken und den Raum einzufassen,
  • sichere Fußverkehrsrouten und Baumpflanzungen auf Parkplätzen sowie
  • Kunst im öffentlichen Raum und an Gebäuden und Grundstücken, um die Gebäude und den öffentlichen Raum so attraktiv wie möglich zu gestalten.(9)

Wie werden die Vorhaben finanziert?

Viele Unterziele der jeweiligen Aktionsfelder können über existierende Finanzmittel der Stadt gedeckt werden (z.B. das benötigte Personal oder der Bau neuer Fußwege). Bei manchen Unterzielen müssen jedoch neue Finanzmittel bereit gestellt werden. Beispiele dafür sind neue Kampagnen oder der Bau von neuen Plätzen und Projekten.

Quellen und Anmerkungen:

  1. City of Toronto 2009: Toronto Walking Strategy: Everyone is a Pedestrian. Vorwort, Seiten 1-2.
  2. Ebd., Seite 6.
  3. Ebd., Seite 7.
  4. Ebd., Seite 3.
  5. Ebd., Seite 4.
  6. Ebd., Seite 11.
  7. Ebd., Seite 39-42.
  8. PATH ist ein in unterirdisches Wegesystem mit einer Länge von 30km. Dieses bietet Gelegenheiten zum Einkaufen, zu Dienstleistungen und zur Unterhaltung. Weitere Informationen
  9. City of Toronto 2009, Toronto Walking Strategy: Everyone is a Pedestrian. Seite 9.

Die Beschreibung der Aktivitäten zur strategischen Förderung des Fußverkehrs in der Stadt Toronto und damit verbunden die Übersetzung des Dokumentes erfolgten Ende 2016.