Vernetzung fußverkehrsfreundlicher Kommunen in Deutschland
Im Rahmen des Projekts „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ wollen wir Kommunen in Deutschland dazu anregen, sich hinsichtlich einer strategischen Förderung des Fußverkehrs zu Vernetzen. Diese Seite bietet allen vernetzungsfreudigen Kommunen und Interessierten des Fußverkehrs eine erste Info-Plattform mit
- dem Bericht und den Ergebnissen vom Aktivseminar „Gemeinsam läuft es besser!“ am 10. Oktober 2018,
- den Wünschen und Vorstellungen des FUSS e.V. hinsichtlich der Gründung eines bundesweiten Netzwerks fußverkehrsfreundlicher Kommunen,
- den Wünschen und Erwartungen von Kommunen an ein solches Netzwerk.
Interessiert?
Sie haben auch Interesse an einem Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen und wollen dazu auf dem Laufenden gehalten werden? Dann nehmen Sie Kontakt zu uns auf!
Wünsche und Erwartungen von Kommunen an ein bundesweites Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen

An dieser Stelle wollen wir Sie darüber informieren, was sich Kommunen in Deutschland für ein bundesweites Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Städte wünschen und welche Erwartungen sie daran knüpfen. Dazu stellen wir Ihnen
- die Ergebnisse der Vorab-Befragung aller deutschen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohner/innen sowie
- die Hinweise und Anregungen aus dem Aktivseminar „Gemeinsam läuft es besser!“ vor.
1. Ergebnisse aus der Vorab-Befragung
Im Mai 2018 wurde an alle deutschen Kommunen über 20.000 Einwohner/innen ein Fragebogen per Mail versendet, in dem wir die Wünsche und Erwartungen an ein bundesweites Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Städte abgefragt haben. An der Umfrage haben insgesamt 92 Personen aus 87 Kommunen deutschlandweit teilgenommen. Bis auf die Stadtstaaten Hamburg und Bremen haben wir jeweils von mindestens einer Stadt aus jedem Bundesland eine Rückmeldung erhalten. Die meisten Rückmeldungen (etwa zwei Drittel) bekamen wir aus Großstädten (mehr als 100.000 Einwohner) und kleinen Mittelstädten (25.000 – 49.999 Einwohner). An der Befragung haben sich auch zehn der zwölf Modellstädte aus unseren Projekten “Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien” und “Bausteine für Fußverkehrsstrategien” beteiligt.
Von 92 an der Befragung teilgenommenen Personen gaben rund 71 % an, als Kommune bereits Mitglied in einem oder mehreren regionalen, länder- oder bundesweiten Netzwerken für nachhaltige Mobilität (z. B. Netzwerk für fahrradfreundliche Kommunen) zu sein. 25 % sind mit ihrer Kommune (noch) nicht Teil eines solchen Netzwerks und etwa vier Prozent ist nichts darüber bekannt.
So schätzen die Befragten folgende Aspekte hinsichtlich der Fußverkehrsförderung in Ihrer Kommune ein:

Sowohl der Wissensstand als auch die Verfügbarkeit von literarischen Grundlagen und Kenntnisse zu den Richtlinien werden mit guter Schulnote beurteilt, während sich die Personalsituation sowie die Verfügbarkeit finanzieller Mittel im Durchschnitt am schlechtesten darstellen. Weitere Punkte wie die Durchführung von Projekten, die Aufmerksamkeit für das Thema Fußverkehr und die Zufriedenheit der Bevölkerung liegen im Mittelfeld der Beurteilung. Auch der Austausch mit Experten und anderen Kommunen wird von den Befragten durchschnittlich als befriedigend bewertet.
Aus folgenden Gründen würden Kommunen an einem Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Städte teilhaben:

Die meisten an der Befragung teilgenommenen Personen (rund 86 %) haben Interesse am Vorgehen anderer Kommunen und kaum weniger würden gerne von und mit anderen Kommunen lernen. Etwa drei Viertel wünschen sich einen allgemeinen Erfahrungsaustausch „auf Augenhöhe“, während auch 25 % ihre Erfahrungen an unerfahrene Kommunen weitergeben würden wollen.
Bei einem Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Städte wäre den Kommunen Folgendes wichtig:

Themenzentrierte Veranstaltungen und Seminare sind den meisten an der Befragung teilgenommenen Personen am wichtigsten (70 %), gefolgt von engagierten Teilnehmer/innen (57 %), einer hohen Vielfalt an Kommunen (39 %) und stattfindenden Fachexkursionen (32 %). Weniger wichtig sind ihnen gemeinsame Projekte und Aktionen sowie ein gemeinsames Internetportal (beides jeweils 23 %), regelmäßige Meetings (18 %) und eine gemeinsame Online-Chat-Plattform als auch die hohe Anzahl an teilnehmenden Kommunen (beides jeweils 15 %).
Die Kommunen erwarten folgende Vorteile aus einem Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen:

Hauptsächlich erhofft werden sich neue Ideen und erprobte Maßnahmen aus vergleichbaren Kommunen (88 %) und eine Steigerung des eigenen Erfahrungsschatzes/ Wissensgewinn im Bereich Fußverkehr (86 %). Weniger wichtig ist der Gewinn von mehr Sicherheit im Umgang mit der Förderung des Fußverkehrs (58 %), eine höhere bzw. positive mediale Aufmerksamkeit (38 %) und die Möglichkeit, jederzeit Fragen stellen zu können (35 %). Die Kommunen setzen kaum Erwartungen an ein besseres Image ihrer Kommune (24 %) oder eine Entlastung der Mitarbeiter/innen in ihrer Verwaltung (11 %).
Folgende Fragen würden die an der Befragung teilgenommenden Personen einer Kommune stellen, die bereits einen Erfahrungsschatz im Umgang mit der Förderung des Fußverkehrs hat:
(kleine Auswahl häufig gestellter Fragen)
Einstieg in die Fußverkehrsförderung / Vorgehensweise
- Wie ist der Einstieg in das Thema erfolgt bzw. welcher war der erste Schritt (politischer Auftrag, Eigeninitiative der Verwaltung, Bürgerinitiative …)?
- Welche Maßnahmen zur Fußverkehrsförderung und Sicherheit haben eine große Aussicht auf Erfolg?
- Unter welchen Voraussetzungen kann man den Fußverkehr attraktiv gestalten?
Auswirkungen des Einstiegs in die Fußverkehrsförderung
- Hat es etwas in der Realität gebracht (Rückgang Unfallquote, Vergrößerung Zufriedenheit, Einsparung, Qualität etc.)?
- Wie kam das Projekt bei Bürgern+Politikern+Anwohnern an (z.B. wegen Wegfall von Parkplätzen, Akzeptanz der Situation vorher/nachher)?
Politik und Planung
- Welche Möglichkeiten der finanziellen und personellen Förderung gibt es?
- Wie ist Ihre personelle Situation und wie viel Prozent Ihrer Arbeitskapazität können Sie dem Fußverkehr widmen?
- Wie kann der Fußverkehr besser in das Bewusstsein der Politik gerückt bzw. durchgesetzt werden?
- Gibt es einen Fußverkehrsverantwortlichen, einen Beirat, Fußverkehrsbeauftragten o.Ä.?
- Wie vermeidet man Konflikte mit dem Radverkehr?
2. Hinweise und Anregungen aus dem Aktivseminar
Die Teilnehmenden haben vor der Diskussion in der großen Runde zunächst Zeit bekommen, erst einmal für sich in Ruhe die Wünsche und Erwartungen an ein bundesweites Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen auf Moderationskarten zu schreiben, welche dann an einer Pinnwand zusammengetragen und thematisch geclustert worden sind. Dabei haben sich folgende fünf Themenbereiche herauskristallisiert:
- Erfahrungsaustausch
- Wissenstransfer und Argumentationshilfen
- Lobby
- Aufmerksamkeit / politisches Gewicht
- Netzwerk: Bund / Länder / Kommunen / Dt. Städtetag / Fußverkehrskongress
In der letzten Pause des Aktivseminars erhalten die Teilnehmenden je drei Klebepunkte zur Priorisierung der vorgebrachten Ideen, Vorschläge und Anmerkungen, was folgendes Ergebnis hervorbringt:
7 Punkte
- Mobilitätskultur fördern
5 Punkte
- Aktion wie „Stadtradeln“ oder „mit dem Rad zu Arbeit“ (entsprechend z.B. „Schritte zählen“)
4 Punkte
- Wissenstransfer und Argumentationshilfen
- Preis für Mobilitätskultur
- Beispiele verschlagwortet
- AG Umweltverbund mit Gliederungen Fuß-, Rad- und öffentlicher Verkehr
- Zusammenarbeit, z.B. mit Deutschem Städtetag, FGSV
- Aufmerksamkeit / politisches Gewicht
3 Punkte
- Gute lokale Beispiele
- Behindertenverbände, Gesundheit, Wirtschaft, Einzelhandel etc. einbinden
- Lobby
2 Punkte
- Argumentationshilfen
- Argumentative Unterstützung für „verrückte“ Ideen = Experimentierklausel
- Politisches Gewicht erhöhen
- Verknüpfung mit dem Fußverkehrskongress
1 Punkt
- E-Mail-Verteiler
- Verbindung Öffentlicher Verkehr – Fußverkehr betonen
- AGFS als Mitglieder mit einbinden
- Einbindung, z.B. Deutschen Städtetag, deutsche Städte und Gemeinden, FGSV, Arbeitskreis Fußverkehr
- Erfahrungsaustausch
- Best-Practice-Beispiele aus einzelnen Kommunen im Netzwerk verteilen
Diskussionsrunde
Im Seminar gibt es schließlich im Rahmen einer Diskussionsrunde konkrete Hinweise und in den Raum gestellte Grundsatzfragen bezüglich eines bundesweiten Netzwerks fußverkehrsfreundlicher Städte. Zunächst einmal sind sich die Teilnehmenden einig, dass das Zufußgehen eine bislang unterschätzte „Schlüsselmobilität“ sei, zumal Gehen auch das Knüpfen sozialer Kontakte fördere und es eine „neue“ Mobilitätskultur in Deutschland geben sollte. Die entscheidende Frage lautet aber: Welche Akteure sollten nun eigentlich Mitglied in einem bundesweiten Netzwerk für Fußverkehr werden bzw. braucht es neben den Kommunen noch weitere Akteure?
Der Hinweis eines Teilnehmenden besagt, dass in jedem Fall keine unnötigen Doppelstrukturen zu beispielsweise bereits bestehenden Arbeitsgemeinschaften Radverkehr (auf Landesebene) aufgebaut werden sollten, da dies möglicherweise eine nicht gewollte Konkurrenzbetrachtung unter den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern suggeriert. Daher wird vorschlagen, auch Arbeitsgemeinschaften Fahrradfreundliche Kommunen mit in das Netzwerk einzubeziehen. Vielmehr solle aber der Umweltverbund (Fuß, Rad, ÖPNV) im Ganzen berücksichtigt bleiben sollte, beispielsweise mittels einer AG Umweltverbund. Darüber hinaus sollte auch die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) angesprochen werden, wobei es in der Regel immer hilfreich sei, Forschungs- und Bildungseinrichtungen hinzuzuziehen. Weitere Ideen der Teilnehmenden sind die Einbindung des Deutschen Städtetags, die Hierarchierisierung einer AG Umweltverbund in mehrere Unterarbeitsgruppen sowie das Ansprechen weiterer Lobbyverbände aus den Bereichen Wirtschaft, Einzelhandel, Gesundheit als auch die der Behinderten und Senioren. Alles in allem sei der Fußverkehr eine Querschnittsaufgabe, zu der viele verschiedene Akteure einzubeziehen sind, was den Kreis der potenziellen Mitglieder eines Netzwerks Fußverkehr Deutschland um ein vielfaches erhöhe. Eine abschließende Beantwortung der Mitgliederfrage bleibt somit bis zum Ende des Seminars aus.
Bezüglich der Wünsche für ein Netzwerk äußerten die Teilnehmenden als Ideen beispielsweise
- das Anlegen eines klassischen Mail-Verteilers, ggf. ergänzt um eine Koordinierungsstelle, um effektiver zwischen Fragendem und Wissendem vermitteln zu können,
- die Organisation einer Diskussionsveranstaltung, bei der zwei gegensätzlich positionierte Podiumsredner/innen gegeneinander antreten,
- die Durchführung von gemeinsamen Aktionen entsprechend des Stadtradelns bei der Radverkehrsförderung,
- die Verleihung eines speziellen Preises „Mobilitätskultur“ an Kommunen,
- einen stärkeren fachlichen und wissenschaftlichen Beistand in Form von Argumentationshilfen für die Kommunen,
- die digitale Bereitstellung von Best-practice-Beispielen aus der Fußverkehrsförderung sowie
- die stärkere Verschlagwortung der von FUSS e.V. auf dessen Website www.fuss-ev.de zur Verfügung gestellten fachlichen Themen im Bereich des Fußverkehrs sowie der bisher erschienenen Berichte aus der verbandseigenen Fachzeitschrift „mobilogisch!“.
Letztendlich sei das regelmäßige Zusammenkommen der Netzwerk-Mitglieder für eine face-to-face-Kommunikation sehr wichtig – und das nicht nur an einem einzigen festgesetzten Ort, sondern mit wechselnden Ausrichterstädten.
Aktivseminar: Gemeinsam läuft es besser!
Unter diesem Motto veranstalteten wir von FUSS e.V. am 10. Oktober 2018 erstmals ein Aktivseminar zur Vernetzung fußverkehrsfreundlicher Kommunen in Deutschland. Ort des Geschehens war Berlin. Die ersten Eindrücke und Ergebnisse daraus stellen wir Ihnen hier vor.
Den ausführlichen Bericht mit allen Ergebnissen zum Nachlesen finden Sie zudem hier als Download (PDF).
Wozu ein Aktivseminar?
Den 27 Teilnehmenden aus mehr als 20 deutschen Kommunen, verschiedenen Institutionen und auch aus unseren Kreisen war bis zu Beginn des Aktivseminars nicht bewusst, wie „aktiv“ das Seminar wirklich werden würde.
Und wozu das Ganze? Damit sich kommunale Vertrerinnen und Vertreter aus ganz Deutschland, die den Fußverkehr in Ihrer Stadt voranbringen wollen, kennenlernen und fachlich austauschen können!
Moderiert wurde das Seminar von Dr. Viktoria Wesslowski, freiberufliche Beraterin und Moderatorin aus Hamburg. Sie leitete direkt ein mit einer Runde „TeilnehmerInnen-Bingo“, wofür es eine schnelle Auffassungsgabe, gute Menschenkenntnis, viel Bewegung und vor allem keine Kontaktscheuheit braucht – also genau das Richtige für ein Aktivseminar. Nach einer Viertelstunde gegenseitigen Abfragens vorgegebener Eigenschaften gab es zwar keinen Sieger, dafür aber eine aufgelockerte Runde.
Im Anschluss ordnete Patrick Riskowsky, Organisator des vom Umweltbundesministerium und Umweltbundesamt geförderten Projekts „Bausteine für Fußverkehrsstrategien“ und somit Nachfolger des von Bernd Herzog-Schlagk geleiteten Projekts „Handlungsleitfaden für Fußverkehrsstrategien“, das Aktivseminar in den Kontext der genannten Projekte ein und stellte diese in Kürze vor. Mehr Infos: www.fussverkehrsstrategie.de > Projekte.
Die Teilnehmenden haben das Wort - Kritik und Hinweise zum Handlungsleitfaden
Mit der Überleitung von den Fußverkehrsstrategie-Projekten zum in diesem Sommer veröffentlichten Handlungsleitfaden „Schritte zur Einführung einer kommunalen Fußverkehrsstrategie“, welcher als Produkt aus der ersten Projektperiode (2016-18) hervorging, wurde das Wort an die Teilnehmenden übergeben. Hierzu wollten wir wissen, welche Themen im Handlungsleitfaden zu kurz gekommen sind und welche „Hilfestellung“ Kommunen hinsichtlich der Förderung des Fußverkehrs am dringendsten brauchen.
Zunächst einmal wurde der Handlungsleitfaden von vielen Teilnehmenden gelobt und dem FUSS e.V. für das umfassende Produkt gedankt. Es wurden darin aus Sicht der Teilnehmenden nur sehr wenige Themen nicht ausreichend oder gar nicht behandelt, darunter beispielsweise der Umgang mit den bei Einstieg in die Fußverkehrsförderung erzeugten Erwartungen, die Berücksichtigung neu hinzukommender Nutzungen und Nutzergruppen sowie eine Differenzierung zwischen Bestands- und Neubaugebieten.
Als Vorschläge, was Kommunen am dringendsten als fachliche Unterstützung benötigen, wurden u.a. genannt:
- ein Musterantrag (im Gemeinderat) für eine kommunale Fußverkehrsstrategie,
- Argumentationshilfen zur Sensibilisierung der Verwaltung und Zivilgesellschaft,
- eine digitale Verschlagwortung und Bebilderung von Best-practice-Beispielen,
- die regelmäßige Vergabe eines Preises, einer Urkunde oder eines Index' für die fußgänger- bzw. klimafreundlichste Maßnahme an eine Kommune sowie
- eine kurze Zusammenfassung des Handlungsleitfadens für „Entscheider“.
Wünsch dir, was geht
Im Vorfeld wurden unsere Teilnehmenden per Mail um ihre Wunschthemen im Bereich des Fußverkehrs gebeten und diese im Seminar für die Bearbeitung in Kleingruppen zur Wahl gestellt.
Gewählt wurden folgende vier Themen:
- Fußverkehrskonzepte: Was sollen diese leisten können und wie detailliert sollten sie sein?
- Konfliktpunkte im Straßenraum: Mischverkehr vs. Verkehrstrennung – was tun bei engen Straßenräumen?
- Fußverkehr nach außen tragen: Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit für die Fußverkehrsförderung
- Einstieg in die Fußverkehrsförderung: Wie gelingt dieser am besten und wie lassen sich Probleme vermeiden?
Dazu erarbeitete jede Gruppe mit Hilfe von drei Leitfragen zu ihrem jeweiligen Thema ein Flipchart-Plakat, auf denen die Diskussionsergebnisse festgehalten und anschließend im Plenum vorgestellt wurden. Danach ging es in die große Pause, die den Teilnehmenden Zeit zum Kontakte knüpfen und Erfahrungen austauschen bot.
Wünsche und Erwartungen an ein bundesweites Netzwerk
Mit Beginn des nächsten Themenblocks verlas Stefan Lieb das Statement des FUSS e.V. mit der zentralen Frage: Warum halten wir ein Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen für nötig? Wir finden: Weil es absolut nötig ist!
Lesen Sie mehr bei: Wünschen und Vorstellungen des FUSS e.V.
Anschließend durften die Teilnehmenden selbst zum Stift greifen und ihre Wünsche bzw. Erwartungen für ein Netzwerk auf Moderationskarten schreiben. Darüber hinaus hat FUSS e.V. vorab eine Umfrage bei allen deutschen Kommunen mit mehr als 20.000 Einwohnern per Fragebogen durchgeführt, von denen sich deutschlandweit insgesamt 92 Vertreterinnen und Vertreter aus 87 Kommunen beteiligten.
Die Ergebnisse hierzu lesen Sie bei: Wünschen und Erwartungen von Kommunen
Des Weiteren stellte Dieter Schwab von walk-space.at mit seinem Input-Vortrag die Erfahrungen mit der Fußverkehrsförderung und Netzwerken aus Österreich vor, worin er betonte, wie wichtig die Förderung des Fußverkehrs sei, zumal es viele Themenbereiche wie Umwelt- und Klimaschutz, Gesund, Soziales und Kultur berührt. In Österreich gibt es beispielsweise eine einmal jährlich stattfindende Vernetzungsveranstaltung mit der Walk-space Konferenz sowie weiteren Veranstaltungen und Aktionen des österreichischen Fußgängerverbandes. Ergänzend zu den Eindrücken aus Österreich übermittelte Dieter Schwab den Bericht von Thomas Schweizer (Fussverkehr Schweiz) über Netzwerke im Nachbarland Schweiz, wo es zwar kein offizielles entsprechendes Netzwerk gibt (noch in der Planung), aber jährlich schon Fachtagungen angeboten werden, was im Grunde ein informelles kommunales Netzwerk aus ca. 50 Städten und Gemeinden darstelle.
Fazit und Ausblick: Ein guter Anfang
Alles in allem gab es zwar keinen bewegenden Aufschrei wie „Wir wollen das Netzwerk gründen, hier und jetzt!“, dennoch arbeitete eine erste kleine Runde von Teilnehmenden aus an der Fußverkehrsförderung interessierten Kommunen munter am Seminar mit und brachten wichtige Hinweise und Gedankenanstöße hervor, die letztendlich einen guten Anfang in Richtung eines Netzwerks bilden. Diesen positiven Eindruck vom Seminar vermittelten die Teilnehmenden auch mit durchschnittlich sehr guten Noten in der Evaluation, wobei die Punkte „Atmosphäre“ und „Qualität der Diskussionen“ am besten bewertet wurden.
Wie soll es weitergehen?
Nach den zahlreichen Anregungen aus dem Aktivseminar soll nun die Umsetzbarkeit der Vorschläge im Hinblick einer Netzwerkgründung geprüft werden. Derzeit könnte FUSS e.V. lediglich koordinierend tätig werden und fachlichen Input geben. Auf jeden Fall bleiben wir aber mit den interessierten Kommunen in Kontakt, halten sie weiter auf dem Laufenden und hoffen, dass es noch mehr werden.
Interesse geweckt?
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Wünschen und Vorstellungen des FUSS e.V. hinsichtlich der Gründung eines bundesweiten Netzwerks fußverkehrsfreundlicher Kommunen
Warum hält Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. ein bundesweites Netzwerk für fußverkehrsfreunliche Kommunen für nötig?
Wenn wir es ganz kurz machen müssten, würden wir sagen: Weil es absolut nötig ist!
Den einzelnen fußverkehrsfreundlichen Kommunen fehlen Fachinformationen, organisatorische Hinweise etc. und der Austausch untereinander. Im Gegensatz zur Schweiz bietet in Deutschland die Bundesebene wenige Vorgaben für den Fußverkehr. Dazu, zum Thema Durchsetzung und Umsetzung von Fußverkehrsstrategien, gab es auch in unserer Befragung die meisten Nennungen. Da es auch wenig bundesweite Förderprogramme, geschweige denn spezielle Fußverkehrs-Programme gibt, hängen die Kommunen hier etwas in der Luft.
Wenn wir uns die Karriere des Radverkehrs vor Augen führen in Deutschland gab es drei Bedingungen von Seiten der öffentlichen Hand:
- Mutige Kommunen,
- Nationaler Radverkehrsplan,
- Netzwerk Fahrradfreundliche Städte-Gründungen auf Bundesland-Ebene samt später entstandener Fahrradakademie.
Zu 1) Mutige Kommunen: Diese haben wir offensichtlich, wie wir durch das Aktivseminar sehen konnten. Es können sicherlich noch mehr werden. Einige Kommunen wissen wahrscheinlich auch noch gar nicht, dass sie bereits den Mut haben.
Zu 2) Nationaler Radverkehrsplan: Einen nationalen Fußverkehrsplan können Sie nicht vorlegen und beschließen – und wir auch nicht. Es gibt aber durchaus Ansätze und Bemühungen, z.B. auf Seiten des Umweltbundesamtes.
Zu 3) Netzwerke: Es ist sicherlich zurzeit noch nicht möglich, zum Thema Fußverkehr auf Bundesland-Ebene Netzwerke zu gründen, dafür sind es noch zu wenig Kommunen. Selbst die Arbeitsgemeinschaften fahrradfreundlicher Kommunen gibt es noch nicht in allen Bundesländern – und die haben einen langen Vorlauf vor uns.
Aber auf Bundesebene könnte man schon bald ein Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Städte starten. Und auf dieser Ebene ist es sicherlich auch im Augenblick am wirksamsten: Ein bundesweites Netzwerk fußverkehrsfreundlicher Kommunen macht allein aufgrund seiner „einzigartigen“ Existenz Druck und Eindruck auf der Bundesebene, was wiederum einem zukünftigen Nationalen Fußverkehrsplan dienlich wäre. Und warum sollten Fußgänger nicht den dritten vor dem zweiten Schritt machen, also zuerst ein Netzwerk gründen und dann die Bundesregierung Richtung Nationalen Fußverkehrsplan drängen. Und auf den nationalen Plan kann man dann gemeinsam Einfluss nehmen.
Aber warum soll es keine Netzwerke für fahrrad- und fußverkehrsfreundliche Kommunen geben?
Wir meinen: Selbstverständlich ist es positiv, wenn eine Stadt fahrrad- und fußverkehrsfreundlich ist! FUSS e.V. hat jedoch häufig die Erfahrung gemacht, dass bei kommunalen Dokumenten und Beschlüssen, bei denen es in der Überschrift um beide Verkehrsarten geht, es im anschließenden Text doch praktisch nur um den Radverkehr handelt.
Ähnlich ist es bei innerkommunalen Arbeitsgruppen und den Netzwerken für Fahrradverkehr auf der Ebene der Bundesländer. Womöglich ist die Zeit noch nicht reif dafür, um den Wert des Fußverkehrs richtig einzuordnen und um die möglichen Maßnahmen zu kennen. Deshalb sollte es also ein Netzwerk nur für Fußverkehr geben. Wenn die Welt dann eine bessere geworden ist, kann es von uns aus auch gerne eine Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität geben, die beides umfasst: Rad- und Fußverkehr.
Die Grundlagen für ein wissensorientiertes Netzwerk sind gegeben, ohne dass dafür großartige Verbandsstrukturen nötig wären. Hilfreich für das Funktionieren eines solchen Netzwerks wären bestimmt vermittelnde Strukturen und Aufbereitung des weitergegebenen Wissens. Uns ist klar, dass die Mitarbeiter/innen in den Kommunen wenig Zeit haben, um beispielsweise in Chatrooms den Verlauf einer Diskussion zu verfolgen oder ein Netzwerk an und für sich zu organisieren.
Wir von FUSS e.V. sind bereit, beim Aufbau eines Netzwerkes koordinierend tätig zu werden. Auch in den Flegeljahren des Netzwerkes könnten wir einiges an Arbeit leisten. Als NGO und Vertreter der Zivilgesellschaft können wir uns einfach mehr aus dem Fenster lehnen und haben durch unsere bundesweite Arbeit einen recht guten Überblick. Den besten Einblick vor Ort haben selbstverständlich die kommunalen Verwaltungen selbst und das würde in einem solchen Netzwerk ja auch nicht verloren gehen.
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